Ehemalige berichten
Philipp K.
Von der 1. bis zur 3. Klasse ging ich in eine ziemlich ‚normale‘ Grundschule in Mannheim. Die drei folgenden Jahre machte ich ähnliches dann in China auf einer internationalen Schule, da meine Vater beruflich bedingt mit der ganzen Familie dort hinzog. Zurück in Deutschland war mein Freundeskreis aus der dritten Klasse dann auf alles verteilt, was das deutsche Schulsystem so zu bieten hatte. Mein bester Freund ging auf eine Waldorfschule, wo Rücksicht auf den individuellen Lernprozess der Kinder genommen wurde. Das Hörte sich für mich beziehungsweise meine Eltern, ganz passend an, denn nach drei Jahren auf einer internationalen Schule trumpfte ich zwar in Englisch auf, in vielen anderen Fächern gab es allerdings Aufholbedarf. In der 7. Klasse fing meine Karriere demnach in der Waldorfschule an. Schublade auf, Waldi rein, Schublade wieder zu. Doch wie kam es zu dieser Karriere? Kann ich tatsächlich meinen Namen tanzen und wo stehe ich heute? In der 12. Klasse, kurz vor dem Fachabitur, wechselte ich dann die Waldorfschule und kam so nach Frankenthal. Das war im Dezember 2010, eine Woche vor den Weihnachtsferien. An diese Probephase kann ich mich noch gut erinnern, denn meine zukünftigen Klassenkameraden machten mir die Entscheidung sehr einfach. Ich wurde überall schnell vorgestellt und aufgenommen und schätze sehr, dass mein Jahrgang eingleisig war. Das machte alles viel familiärer. Überhaupt vergleiche ich meine Klasse noch heute gerne mit der Beziehung, die man zu Geschwistern hat: Man kommt nicht immer mit allen zurecht aber man kennt sich – seit Jahren – Waldorfschüler zum Teil sogar schon seit dem Kindergarten! In meiner Wahrnehmung gab es daher keine kleinen Cliquen, sondern wirklich eine große Klassengemeinschaft. Nach dem Schulabschluss absolvierte ich ein einjähriges Praktikum in München, das ich als Zulassungsvoraussetzung für ein Studium gebraucht habe. Zwischen Praktikum und Studium war ich zunächst allerdings noch mehrere Monate in Australien um dort ein Kurztheologie-Studium zu absolvieren. Mit der dortigen Organisation war ich anschließend auf den Philippinen und in Indonesien auf einem Hilfseinsatz in Katastrophengebieten und besonders abgelegenen Inseln. Eine sehr prägende Zeit. Mir war schon seit der Oberstufe klar, dass es für mich in Richtung Event- und Sportmanagement gehen soll. Beim Kultusministerium in NRW lies ich meinen Abschluss anerkennen und studiere so seit September 2014 in Düsseldorf Kommunikations- und Multimediamanagement. Zum Schluss lässt sich aus meiner Perspektive Folgendes festhalten: Ich hatte Glück und erinnere mich sehr gerne an meine Schulzeit und meinen Namen kann ich immer noch nicht tanzen.
Hannah W.
Ich habe noch sehr gute Erinnerungen an meine Schulzeit an der Freien Waldorfschule Frankenthal. Ich bin im Sommer 2006 zu Beginn des 8. Schuljahrs in meine Klasse gekommen und habe mich von Beginn an sehr wohl gefühlt. Damit komme ich auch direkt auf das Erste, was mir einfällt, wenn ich an meine Schulzeit zurück denke und das ist die besondere Klassengemeinschaft die unsere Klasse hat und die ich in dieser Form noch in keiner Klasse erlebt habe. Wir haben nicht nur schulisch viele schöne gemeinsame Aktionen erlebt, wie die 8.-Klass-Fahrt an die Ardèche, die spontane historisch politische Fahrt nach Berlin, das Vermessungspraktikum in Tschechien oder zum Abschluss unsere Fahrt in die Toskana, sondern auch im Privaten, wie Geburtstagspartys, Silvesterpartys oder auch diverse Volksfeste. Unsere Klassengemeinschaft ist auch immer wieder durch Ausflüge, wie in den Kletterwald nach Kandel oder ins Dialogmuseum nach Frankfurt stärker. Das gilt auch für Hürden, die wir zusammen genommen haben, wie die Klassenspiele oder den Eurythmie-Abschluss. Zusammenfassend kann ich sagen, dass es sehr viele schöne und prägende Momente in meiner Schulzeit gegeben hat. Die Abiturfeier ist für mich der krönende Abschluss meiner Schulzeit gewesen.
Merlin H.
Wenn mich jemand in der 6. Klasse gefragt hat, auf welcher Schule ich denn wäre, habe ich mich vage ausgedrückt, um dem Spott der anderen Schulkinder im Bus oder Zug zu entgehen. Nur allzu oft kamen Kommentare wie: „Kannst du deinen Namen tanzen?“, „Umarmt ihr echt jeden Morgen einen Baum?“ Es sind teils lustige, teils aber auch beleidigende Formulierungen gewesen, die ich mir oft habe anhören müssen. Doch bereits im Laufe der Schulzeit ist mir mehr und mehr bewusst geworden, wie wertvoll und wichtig die Waldorfschule für meinen persönlichen Lebensweg doch ist: Angefangen hat es mit meinem Klassenlehrer, der mit mir zu Anfang sicher nicht den umgänglichsten Schüler vor sich gehabt hat, jedoch stets individuell auf meine Leistungen hat eingehen können und damit heute maßgeblich für mein nun in den meisten Fällen leserliches Schriftbild verantwortlich ist. Auch wenn sich mir insbesondere während des Unterrichts nicht jedes handwerkliche Fach gefallen hat oder ich es als sinnlos beschimpft habe, bin ich heute froh, die Erfahrungen mit dem Material, dem Werkzeug und natürlich mir selbst und meiner doch sehr begrenzten Geduld, gemacht zu haben. Es hat immer etwas gegeben, auf das man sich gefreut hat: Die Freunde und Klassenkameraden, die einen von der ersten Klasse und teilweise sogar vom Kindergarten an bis zur zwölften oder dreizehnten Klasse begleitetet haben sind eine Bereicherung gewesen. Das gilt auch für die Klassenspiele, bei denen man als Klasse so eng zusammengerückt ist, um am Ende einem Publikum eine gelungene Aufführung präsentieren zu können. Die verschiedenen Praktika und insbesondere die Kunstreise in der 12. Klasse sind ebenfalls Erlebnisse gewesen, an die ich mich heute gerne erinnere und die unsere Klasse verbunden hat. Die Klassengemeinschaft und deren Dynamik ist auf dieser Schule etwas ganz besonderes, das sich nicht nur durch die Einzügigkeit der Schule erklären lässt. Heute bin ich 26 Jahre alt, stehe kurz vor meinem zweiten Staatsexamen in Humanmedizin und nehme mir Zeit dafür, etwas über meine alte Schule zu schreiben. Ich finde, das sagt schon einiges über meine Wertschätzung aus. Bei Fragen nach der Schulzeit, berichte ich heute stolz ein Waldorfschüler gewesen zu sein und kläre auf Wunsch das ein oder andere Gerücht mit einem Schmunzeln auf. Ich bin der Meinung, dass insbesondere im sozialen Umgang mit anderen Menschen, Waldorfschüler große Fähigkeiten haben, offen gegenüber anderen sind und so auch, neben den nach wie vor sehr guten Schulfreunden, schnell neue Freunde finden.
Jonas D.
Meine Waldorfkarriere begann bereits in der ersten Klasse – im Jahr 2002. Ich wechselte im ersten Halbjahr von einer staatlichen Grundschule auf die Waldorfschule in Frankenthal. Meine damalige Grundschule musste ich verlassen, da meine Klassenlehrerin für mich schwarz sah und ich generell mit Glück nur einen Hauptschulabschluss hätte erlangen können. Meine Lese-Rechtschreibschwäche, belastete mich zu dieser Zeit stark. Meine Waldorfkarriere ist geprägt von mehr oder weniger durchschnittlichen Leistungen und einigen Besonderheiten. Ein paar dieser Besonderheiten möchte ich jedoch hervorheben: In der siebten Klasse durchlebte ich einen Wandel. Zuvor war ich noch relativ schüchtern und im Unterricht zurückhaltend, aber ab der siebten Klasse änderte sich das. Ich hatte für mich beschlossen, durchzustarten und „Gas zu geben“. Meine Noten besserten sich tatsächlich spürbar und ich hatte Lust auf mehr. In meiner Achtklassarbeit verwirklichte ich mich in einem Projekt. Nach sehr viel Arbeit und mit viel Durchhaltevermögen gelang es mir das Projekt umzusetzen. Dadurch habe ich Folgendes gelernt: Wenn man genug Ausdauer hat, schafft man fast alles, man muss nur daran glauben und weiterarbeiten. Für diese Erfahrung bin ich heute noch dankbar. Bereits seit der neunten Klasse bin ich beim Roten Kreuz als ehrenamtlicher Sanitäter aktiv und habe bei (Groß-)Veranstaltungen diverse organisatorische Probleme gesehen, diese Probleme habe ich zum Thema meiner Jahresarbeit gemacht und hab im Rahmen dieser eine iPad App für den Sanitätsdienst entwickelt. Diese App habe ich bei der Präsentation der Jahresarbeiten im Januar 2014 vorgestellt und weiterentwickelt. Im März 2014 ist die iPad App „ELSan“ marktreif geworden und ich habe den Verkauf im Apple AppStore gestartet. Meine Jahresarbeit reichte ich, bei Jugend forscht ein und stellte diese am RheinAhrCampus in Remagen bei Jugend forscht vor. Die iPad App belegte den zweiten Platz. Zudem präsentierte ich die iPad App auf einem sogenannten „mobile User Experience Camp (mUX-Camp)“ und erhielt von dem Dekan des Fachbereichs Informatik der Hochschule Worms, das Angebot ein Frühstudium anzufangen, also parallel zum Abitur. Vor meinem Waldorfschulabschluss, somit bevor ich überhaupt einen Schulabschluss hatte, erhielt ich meine Immatrikulationsbescheinigung. Zurzeit studiere ich im fünften Fachsemester, zwei Semester Vorregelstudienzeit, Angewandte Informatik. Somit bin ich, voraussichtlich in absehbarer Zeit fertig mit meinem Studium. An meiner Hochschule engagiere ich mich für meine Kommilitoninnen und Kommilitonen ein und bin gewähltes Senatsmitglied der Hochschule, sowie Präsident des Studierendenparlamentes. Durch meine Jahresarbeit habe ich die Möglichkeit bekommen, bei SAP in Walldorf, als Werksstudent zu arbeiten. In dem Bundestagswahlkampf 2013 beschäftigte mich ein Thema sehr stark, der Mindestlohn. Nach einigen Gesprächen und politischen Diskussionen beschloss ich, mich selbst in die Politik einzubringen und für meine Ideale und Überzeugungen einzutreten. Nun habe ich ein paar Parteiämter übernommen und bin im Stadtrat Ersatzmitglied im Schulträgerausschuss und dem Jugendhilfeausschuss. Meine iPad App, wird über 150-mal von Hilfsorganisationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz erfolgreich eingesetzt.